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Georg Leopold verurteilte diese Fälle von Verrat und Rebellion.[5] In den 1630er Jahren verschonte keine Partei mehr den Markt[6]:

„Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte.
[Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und
Rebellen gehalten.
Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb,
dass wir lutherisch,
der andere Teil, plünderte darumb,
dass wir kaiserisch waren.
Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch,
noch viel weniger beim andern Teil;
wir sind gut lutherisch –
es war alles vergebens, sondern es ging also:
‚Gebt nur her, was ihr habt,
ihr mögt zugehören und
glauben wem und was ihr wollt’.“[7]

Die drastischte Schilderung eines Überfalls gibt uns Georg Leopold 1632 (Die Szene wurde Vorlage der Spielsequenz)

"Den 10, dito ist das Volk zu Eger aufbrochen
und gegen Thiersheim marschieret.
Doselbsten und selber Gegend Quartier
genommen. Auch am 11. und 12. still gelegen;
wie denn am 11. dito, sobald der Tag anbrochen,
viele starke Truppen von dem Götzschen Regiment
aus ihren Quartieren herüber gesprenget.
Und als vor dem Untern Tor die Steinheimischen Soldaten
– so wir zur Salva Guardi – ihnen zusprechen wollten,
dass sie sich an dem Markt nit vergreifen und
keine Gewalt brauchen sollten, achteten sie
alles nicht, sondern hieben Schrank und Tor auf
und sprengten grimmig(lich) mit bloßem Degen und
großem Geschrei herein.
Nun hatte man zu solchen Zeiten gemeiniglich Rathaus
und Kirche(n) eröffnet, damit die Leute darinnen
zusammenlaufen konnten. Wie ich mich denn damals
auch in dem Fieber todkrank in der Kirche(n) befunden,
da fielen diese alsbald auch in die Kirche(n) hinein,
zerschmüssen den Gotteskasten,
nahmen die Pfennige heraus, zerschlugen den Altar
und Predigtstuhl, meineten Geld darinnen zu finden.
Sie gruben auch unter die Beichtsteine,
hin und wieder unter die Stühle, huben viel Stein
und Ziegel auf, erwischten auch die Kelch,
welche verstecket gewesen.
Wie sie dieses alles zusammengerichtet und
fleißig durchsuchet, da machten sie sich an uns,
zogen einen nach dem anderen aus, was er
anhatte. Wie dieses geschehen, führeten sie
einen nach dem anderen hinaus, damit man
ihnen in den Häusern auch weisen sollte.
Da wurden die Leut alle von einander zerstreuet.
Ich selbst(en) als ein kranker, der auch nichts mehr anhatte,
als Hemd und Hose(n), kam aus der Kirche
und über die Mauern hinaus, machte mich
durch das Getreid und die Thölauer Gasse hinunter
auf Wunsiedel zu, hatte weder Schuhe an den Füßen,
noch eine Hut auf dem Haupt, sondern nur ein
kleines Kißlein. Damit bedeckte ich mein Haupt
vor dem heißen Sonnenstrahl.
Wann mir gleich Reiter begegneten, achteten sie
meiner nit groß, denn sie sahen wohl, dass ich
schon auf der Mess gewesen und daneben
auch noch krank war. Und so krank als ich gewesen,
dass ich des Morgens mit großer Mühe
aus dem Bette und in die Kleider gebracht worden,
ebenso hübsch und geschwind hab ich am Nachmittag
wieder gehen gelernt. Und es ist gar gewiß,
dass ich in diesem Einfall und Schrecken von meiner
Krankheit kommen und gar gesund worden. […]
Dieses Plündern hat nun bei uns gewähret den ganzen
langen Tag; denn sich die Reiter je mehr und mehr
herbei gefunden, in der Kirche(n) mit den Pferden herum(b)
gesprenget, viel Leut mit den Pistolen und Spitzhämmern,
auch unsere Salva Guardia ausgezogen und
jämmerlich geschlagen, dass sie endlich auch über
die Mauer springen und entlaufen mussten. […]  
Als es aber Nacht und finster worden,
(da) haben sich die Leut alle - bis etlich wenig Bürger,
die noch ein wenig zusehen, wo es hinauslaufen wollte –
nach Wunsiedel begeben.“

 
Am nächsten Tag schlägt Graf Colloredo sein Hauptquartier in Wunsiedel auf und auch Graf Götz ist da. In Redwitz geht das Plündern nun noch viel intensiver weiter. Der Oberbefehlshaber sagt, dass es ihm Leid tue, er ist halt  „ein feiner und diskreter Herr“, aber er kann nichts machen, weil alle Truppen seien schon verteilt und das Mrozinsche Regiment komme und würde nun in Redwitz Quartier machen. Also hoffnungsvoll mit Lebensmitteln für die Hinterbliebenen nach Redwitz zurück. Die Einquartierten benehmen sich einigermaßen, wenn sie zu 30 in bewohnten Häusern liegen. Leere plündern sie aber aus vor Hunger. In den Kellern verstecktes Bier wird verteilt, doch später will es keiner der geflüchteten Bürger zahlen. Erst Eger entscheidet, das 50% die Gemeinde trägt.

Trotzdem konnten die Bürger ihren Markt, die Häuser, Werkstätten und Familien erhalten. Wie viele ermordet, verletzt oder verkrüppelt wurden, erwähnt Georg Leopold nicht. Er macht aber deutlich, dass die Exzesse nie das Ausmaß annahmen wie im Umland: 

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Überblick

Im Dreißigjährigen Krieg (1618/1618) erlitt der Markt viele Einquartierungen und Plünderungen, doch er wurde nicht niedergebrannt.