Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Bürgermeisterliste nach Georg Leopold:  

mit Ergänzungen von Christian Leopold                 

          „Consules Redwizenses […]
          [Hans Wuttig um 1534
          Nicol Freißleben und Georg Fersel 1568
          Hans Hagen um 1572]
          Wolf Wuttig consul fuit 1596,
          v. carm(en) gratul(atoria), so gedruckt eius pater fuit Henricus, Consul Redbiz.
          ib(idem) Hans Scharff , Socer M. Christop. Leopoldi, +1609
          Christof König
          Martin Nagler
          Simon Mithel
          Andreas Miesel
          Christof Wuttig
          Hanns Fromader
          Hanns Leopold + 1636, 22. Jan s(ine). f(oilio) 99
          dem succed[it]: Ad[am] Scharff
          Paul Zembsch + 1641 f. 229
          Hans Georg Steinl + 1644 supra 310
          Hanns Anthoni Mehler p. 203 + 1641, p. 208
          cui successit Hagen
          Friedrich Wuttig [Sohn und Enkel Offiziere in Nürnberg]
          Christoph Hagen + 1652 s(ine). p(agina).
          Nicol Miesel
          Adam Scharff Consul 1636 + 1666
          Georg Leopold Consul 1644 s(ine). p(agina). 310
          gest. 1676, 11.
          Aug. Christoph Steinhauser
          Sebastian Schmidt + 1674 8. Febr.

          Die anjetzo regierenden Bürgermeister sind 252 Jahre alt:
          H[err] Bürgermeister Adam Scharff 61 Jahre
          Georg Leopold                                  59 Jahre
          Christ. Steinhauser                            70 Jahre
          Sebastian Schmidt                             62 Jahre
                                                              __________
                                                                   252 Jahre" [33]

Memorial

1649 suchte Redwitz Hilfe bei den evangelischen Reichsständen. So beschrieb Georg Leopold die rechtliche Lage (Bd. II 6 f.)

„Memorial
1.
Der volkreiche Markt Redwitz hat das reine Wort Gottes, da es kaum an den hellen Tag kommen war, anfangs bald angenommen, gefördert und erhalten, bis die Lehrer und Prediger leider / Anno 1628 von kaiserlichen Kommissarien aus Eger abgeschafft wurden.
2.
Dieser Markt ist der Stadt Eger unterworfen, kennt sonst niemand als den edlen Magistrat selber Stadt als ihre hohe Obrigkeit an.
3.
Es liegt der Markt aber nit im Egerkreis, noch weniger der Krone Böheimb , sonder außerhalb auf des Reiches Boden, im fürstlich brandenburgischen Territorio und ist mit dieser fürstlichen Landschaft außerhalb der Mauern gar eng, und nur auf 165 Schritt umb und umb ganz umzirkelt.
4.
Neunzehn Dorfschaften, so fast alle Ihro fürstl. Gnaden, Herrn Markgrafen, unterworfen [sind, sind] nach Redwitz eingepfahrdet. Über diese sind noch 2 Dörffer – Poppenreuth und Helmbrechts – in der Churpfaltz gelegen.
5.
Die Pfarr Redwitz geht dem churfürstl. Stift Waldsassen zu Lehen. Dahero prätendiert dieses Stift das Jus patronat, was jedoch allwegs widersprochen wurde. Trotzdem ist Anno 1630 von der churbayer. Durchlaucht ein Meßpriester de facto eingesetzt worden. […].
6.
Von Anno 1628 an, nach abschaffung unsere treuen Lehrer und Prediger ist alsbaldt die Verfolgung, Trangsal und Zwang starck vorgenommen, mit Feuer und Schwerdt bedrohet, auch fast täglich die Last der schwehren Ziegelarbeit duppliret worden.
7.
Es ist aber dennoch keine ein[z]ige Seele abfellig, sondern das gantz Kirchspiel, darin sich bei 2.000 Seelen – außer der 2 pfalzischen Dörffer – befinden, durch Gottes Gnadt, bis uff diese Stundt beständig [evangelisch] erhalten worden.
[8 - 11]

Fußnoten:

1 Im Mittelalter war das Gebiet von Fichtelgebirgsbogen bis Kaiserwald/Slavkovský les von Böhmen und dem Reich beansprucht worden und mit der Rodung und dem Ausbau von Strukturen ließen sich auch Grenzlinien festlegen. 1061 wird erstmals von einer Stadt „Egire“ geschrieben, die bei einer slawischen Befestigung lag. Nach einigen Besitzwechseln wurde das Gebiet der Stadt und des Kreises Eger 1149 ein Hausgut der Staufer. Unter diesen Kaisern wurde es unmittelbares Reichsland, Eger vor 1179 zur Stadt. Noch zu Lebzeiten des letzten Staufers, Konradin, wurde das Gebiet im Jahre 1266 durch den König von Böhmen, Ottokar II./Přemysl Otakar II. (1232/1278 ), in Besitz genommen. Im Krieg mit Kaiser Rudolf I. von Habsburg (1218/1291) ging es wieder an das Reich zurück. 1277 wurde Eger Reichsstadt. Wohl von 1279 bis 1291 und von 1301 bis 1315 war das Gebiet unmittelbares Reichsland. Im Jahre 1322 verpfändete der römische König Ludwig von Bayern (1282/1347, Kaiser ab 1328) es an den König von Böhmen, Johann von Luxemburg/Jan Lucemburský (1296/1346). Seitdem war das Egerland mit der Krone von Böhmen (Territorialrechte) verbunden, jedoch mit dem Vorbehalt, dass es nie Teil des Staatsgebiets werde, so dass es unter Reichshoheit des heiligen römischen Reiches blieb. Die Adeligen des Umlandes und die Bürger der Reichsstadt ließen sich diese staatsrechtliche Stellung und die besonderen Rechte der Stadt und des Landes in Majestätsbriefen bestätigen. 1374 fällt in einem lateinischen Text auch der tschechische Name „Egra in boemica lingua Cheb“. Theoretisch hätten die Egerer dem Kaiser das Geld für die Auslösung der Pfandschaft geben können und wären dann eine freie Reichsstadt unter dem Kaiser geworden. Doch die Habsburger, die deutschen Kaiser und Könige von Böhmen stellten, ließen sich darauf nicht ein. Diese wollten Eger von den böhmischen Landtagsbeschlüssen abhängig und zu einer böhmischenKönigstadt machen. Auch die Landstände wollten Stadt und Kreis in das böhmische Staatsgebiet aufnehmen. Deshalb schloss sich Eger dem Ständeaufstand von 1618 und Friedrich I. als König von Böhmen (1619/1620) nicht vorbehaltlos an, auch wenn es nur so seine evangelische Konfession verteidigen konnte. Die kaiserlichen und bayerischen Truppen konnten jedoch die böhmischen Truppen schlagen und trugen die Kämpfe bis in die pfälzischen Erblande. Der Dreißigjährige Krieg war vor Eger angekommen. Am 23. Mai 1623 erließ Kaiser Ferdinand II. ein Indulgenz-Patent, mit welchem den Bürgern und der Landschaft Eger, angesichts dessen, dass sie „an dem böhmischen fürgangenen Unwesen keinen Gefallen getragen“, das verziehen und „zu Gnaden gewendet“ wurde, „worin sie in Zeit gewährter Rebellion der Sachen zu viel gethan oder zu weit gegangen sein möchten“. Am 17. Juli 1625 erfolgte sogar die kaiserliche Bestätigung der Stadtprivilegien. Doch die Augsburger Konfession wollte der Kaiser der Stadt nicht belassen. Nach 1628 ignorierte der Kaiser die privilegierte Stellung der Stadt und behandelte sie wie eine der königlich böhmischen Städte, was vorerst vor allem bedeutete, dass er sie zu allen Steuerleistungen heranzog. Außerdem sollte sie die „Vernewerte Landes-Ordnung des Königreiches Böhmen“ anerkennen und publizieren. Eger und Egerland lehnten das ab, „dieweil sie an den böhmischen Rechten nicht participiren, weder in privatis noch publicis.“ Darauf gab wieder ein kaiserliches Reskript an die böhmische Statthalterei die unzweideutige Antwort (1629), es sei beschlossene Sache, „das Egerland mit Böhmen dauernd zu vereinigen, zuvor aber die katholische Lehre als die allein herrschende daselbst einführen.“ Das verhinderte vorerst die Fortdauer des Krieges und die zeitweise Wiedereinführung der evangelischen Konfession während der schwedischen Besetzungen. In den Friedensverhandlungen ab 1643 war es immer ein Anliegen der evangelischen Reichsstände „sonderlich die Stadt Eger in ecclesiasticis et politicis in vorigen Stand völlig wiederum restituiren zu lassen. […] „von deren der Egerische, auf des Heiligen Römischen Reiches ohnmittelbarem Grund und Boden, außer des Königreiches Böhmen Bezirke gelegene Kreis den Namen hat.“ Vorkämpfer der Rechte der Stadt im Dreißigjährigen Krieg war Wolf Adam Pachelbel, erst als Bürgermeister von Eger, später aus dem Exil in Wunsiedel, in Nürnberg und von andernorts. Er verzweifelte an dieser Aufgabe. Vergl.: Hallwich, Hermann, Pachelbel von Gehag, Wolf Adam, in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 48 – 58, URL: www.deutsche-biographie.de/pnd13806976X.html, Fassung 1887
2 Leopold: Chronik Bd. I, S. 102, 224; Bd. II 121f.
3 Rat von Eger: Ursachen warumben die Stadt und Craiß Eger mit ihrem angehörigen Marck Redwitz aller Evangelischen Bürgerschafft Unterthanen und Exulanten dem Friedensschluß gemäß zu restituiren seye, S.l. 1649
4 Neben fürsorglichen Maßnahmen (Kirchenbau, Seelsorge) hatte der Kaiser in Böhmen einfach Reiter in den Familien von Renitenten einquartiert – mit aller damit verbundener Gewalt, Raub und Krankheit –, und diese waren katholisch geworden. Angesichts einer Notwendigkeit („necessitas“) zur Gegenreformation und als Alternative zum Krieg machten das auch die Herrscher Kurbayerns und Frankreichs, französisch nach 1681 „Dragonade“ genannt. Der Westfälische Friede hatte das im Reich aber verboten.
5 Leopold: Chronik Bd. II, S. 111
6 1639 wurde die Ratsverneuerung von den Egerern überwacht. Es waren zwar zu wenige Ratsfähige da, aber das Regiment wurde dennoch neu bestellt. Leopold: Chronik Bd. I, S. 110 f.
7 Leopold: Chronik Bd. I, S. 73, 136 f., 154, 167 – 173
8 Leopold: Chronik Bd. I, S. 181, 201 – 203, 206 – 208, 211 f., 215, 221, 235f. 274, 256f., 272, 284 f., 318 f., 330 – 333; Leopold: Chronik Bd. II, S.103 – 105, 123 – 125
9 Leopold: Chronik Bd. II, S. 169, 174 f. Sebastian Schmidt wurde am 11.4.1599 in Redwitz ehelich geboren. Vater Wolff war Bürgermeister von Waldershof gewesen. Seine Eltern förderten ihn, dass er mit 9 Jahren von der Schule in Waldershof auf die Lateinschule in Eger wechseln konnte. 1616 bis 1618 war er im Reussischen Gymnasium in Gera, dann nach Kalba (?). Er hätte dann gerne studiert, doch wegen des Krieges musste er nach Waldershof zurück um im elterlichen Haushalt zu helfen. Mit 23 Jahren verlobte er sich auf Zuraten seines Vaters mit Margaretha, der Witwe des Redwitzer Bürgermeisters Christoph Wuttig. 1621 heirateten sie vor Diakon Christoph Leopold. In 18 Ehejahren bekamen sie vier Söhne und zwei Töchter. (1672 war einer Kantor in Königsberg/Preußen, und einer Kunstfärber und Händler in Hof). 1624 wurde Schmidt „in die geschworenen Gemein gesetzt“ und 1626 Kantor. 1638 übernahm er die Stelle des Gerichtsschreibers nach dem Tode von Hektor Hagen. 1640 verehelichte er sich nach eiern Trauerzeit aufs Neue. Katharina Lippert war Witwe des Besitzers des Julischen Hammers. In vier Jahren bekamen sie drei Söhne (1672 lebte einer noch.) 1644 heiratete er zum dritten Mal – Barbara, die Witwe des Bäckers Johann Nagler d. J. 5 Jahre und 28 Wochen lebten sie beieinander. 1651 heiratete er das vierte Mal. Barbara war die Tochter des ehem. Hammermeisters Wolfgang Francken auf dem Rosenhammer in Waldershof. Sie bekamen drei Söhne und sechs Töchter. (Zwei bzw. fünf lebten noch 1672). Neben 18 Kindern erlebte er noch 10 Enkel, von seinen Wuttigschen Stiefkinder hatte er 13 Stiefenkel und 17 Stiefurenkel. Gegen Lebensende war er Monate lang kraftlos und neun Wochen auf dem Krankenlager. Nach einer kurzen Besserung und Arbeitsfähigkeit war er 14 Tage todkrank. Sein Petschaft war ein Schwan mit aufgerecktem Hals. Zu Schmidts Lebenslauf vergl. seine Leichenpredigt mit Nachruf: Leopold, Georg: Serum pii hominis, S. 4, 59 – 64
10 Leopold: Chronik Bd. I, S. 92, 154, 181; Leopold: Chronik Bd. II, S. 183 f., 197 f., 249 – 252, 257 f.; Anonym: Conferenz-Protokolle der zur Beylegung der auf den königlich-böhmischen Lehensherrschaften an und zwischen der Oberpfalz entstandenen Irrungen aufgestellt gewesenen kaiserl. und kaiserl. königl. und kurpfälzischen Hofcommission, Wien 1805, S. 159, Differenzen mit Böhmen wegen der Sparneck'schen Lehenleute zu Marktredwitz, 1641, Staatsarchiv Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, Geheimes Hausarchiv Plassenburg, Akten und Bände Nr. 4987
11 Gebhardt: 100jährige Feier, S. 9
12 Leopold: Chronik Bd. I, S. 72
13 1639 bis 1643 gab der Rat 10.800 fl. 3 Kreuzer für die Abgaben an Eger und Truppen aus. Die Königlich Pragerischen Landtagsbeschlüsse zwangen 1644 zu Getreide und Geldlieferungen an Eger in Höhe von 4.677 fl. 45 Kreuzern. Die eine Einquartierung 1644 kostete an Bargeld und Lieferungen 9.579 fl. Andererseits bekamen die Schweden für Brandschatzung und Kontributionen 4.996 fl. und 54 Kreuzer. Vergl.: Leopold: Chronik Bd. I, S. 224
14 Vergl. die Fälle von Raub, 11.2.1638, und Körperbeschädigung 12.4.1653 in: Statni Okresni Archiv Cheb Eger A 2729 / 25 (2 Seiten); Eger A 2729 / 33 (6)
15 Leopold: Chronik Bd. II, S. 123 – 125
16 Der Rat hatte den Kurgast in dessen Unterkunft arrestiert.
17 Leopold: Chronik Bd. II, S. 229 – 234
18 Leopold: Chronik Bd. I, S. 63
19 Leopold: Chronik Bd. II, S.113 f.
20 1669 hatte sich Christoph Schusters Schwester aus Melancholie im Haus am Oberen Tor in der Kammer erhenkt. Der Rat schrieb nach Eger, der Scharfrichter sollte sie abhängen. Der Scharfrichter bekam 10 Taler und sein Knecht 1 Taler, beide zum Verzehr noch einmal 2 Gulden, dafür, dass sie die Tote mit einem Seil auf einen Karren zerrten und hinter dem Friedhof am Weg verscharrten. Kein anderer hätte sich mit so einer Arbeit entehrt. Schaufel und Karre warfen sie weg, irgendjemand ohne Angst um seine Ehre stahl sie dann. Vergl.: Leopold: Chronik Bd. II, S. 248
21 Leopold: Chronik Bd. I, S. 212 f.
22 Arzberger: Herr gib Fried, S. 261; Leopold: Chronik Bd. I, S. 206 – 208
23 Arzberger: Herr gib Fried, S. 362 – 369, besondere 368;
24 Kutzer: Christ-Ritter, S. 26
25 Leopold: Chronik Bd. II, S. 216 – 221
26 Leopold: Chronik Bd. II, S. 148 f.
27 Leopold: Chronik Bd. I, S. 88
28 Leopold: Chronik Bd. II, S. 236 f. 1638 wurde ein einquartierter Soldat bei Bürgern untergebracht, 1647 ein anderer, weil er außerhalb erkrankt war, vor den Toren versorgt. Arzberger: Herr gib Fried, S. 385 f.
29 Leopold: Chronik Bd. II, S. 177
30 Leopold: Chronik Bd. II, S. 97
31 www.feuerwehr-marktredwitz.de/wir-ueber-uns/geschichte/vor-der-gruendung, Fassung vom 20.3.2016
32 Leopold: Chronik Bd. II, S. 75, 93 f., 177, 162, 200, 226
33 Bürgermeisterliste , nach UniBib Bayreuth, Kanzleibib. Man. 19 S. 800, Vorlage für Transkription in: Leopold: Chronik Bd. II, S. 178 – 179. Braun ließ die f. (folio) und p. (pagina)-Angaben weg, da er vielleicht nicht wusste, aus welchem Werk die Seiten stammen.

6 Einträge gesamt.
<< Erste < Zurück 1 2 3 Nächste > Letzte >>

Seite 3 von 3

Überblick

Der Markt Redwitz gehörte bis 1816 zur Stadt Eger.
Er verwaltete sich weitgehend selbst. Justiz, Finanzen und große Politik bestimmten Eger und der Kaiser.