Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

„Grausamkeit der Feinde:<

Zu dieser Zeit ging Jammer und Not an
in unserem Lande und hat gewähret
bis auf das 1637. Jahr;
do man dann bald nichts anderes hörte
als Rauben, Stehlen, Morden, Sengen und Brennen.
Die armen Leut[e] wurden niedergehauen,
gestochen, geschossen, auch gereitelt.
Vielen [wurden] die Augen ausgestochen
[und] Arm[e] und Bein[e] entzweigeschlagen.
Ohren und Nasen, auch männliche Glieder und
säugende Brüste wurden ab- und ausgeschnitten.
Etliche [wurden] von ferne beim Feuer gebraten,
(teils) im Rauchschlot aufgehenkt und
Feuer unter sie geschüret.
Etliche [sind] in die Backöfen gestoßen,
Stroh vorgemacht und angezündet [worden].
Kien und Schwefel [wurde ihnen] unter die Nägel
gesteckt und angezündet.
Die Daumen [wurden] geschraubet, spitzige Knebel
ins Maul gestecket, [so] daß das Blut haufenweiß
heraus geloffen [ist].
Hernach(er) [ist] der ganze Leib durch den Mund
mit Urin und Mistwasser gefüllet [worden],
die Fußsohlen [wurden] aufgeschnitten, hernach
Salz hineingestreuet, Riemen aus den Leibern geschnitten
und vielen die Rippen in dem Leib entzwei geschlagen.
In Summa, die große Pein und vorhin unerhörter Marter –
davon auch der Teufel in der Höll[e] Mitwissenschaft
haben mochte – so sie den Menschen in vielen Wegen
(an)getan, bis sie gestorben oder verschmachtet oder
preßhaft worden, ist nicht zu beschreiben.
Da hat manches fromme Herz in solcher Marter und
Pein bekennen, Hab und Gut, Weib und Kind,
auch wohl seines Herrn oder Nächsten Sachen,
die lange verwahret gewesen, verraten müssen.
Da wurde weder alt noch jung, edel und unedel,
auch der Schwangern und Sechswöchnerin[en]
mit Schänden nicht verschonet.
Und welches ja ein Greuel anzuhören:
8 jährige Mägdlein sowohl, [als] auch 60 bis 80jährige
Weibspersonen [sind] zu Tode gemartert,
hernach ausgezogen, in die Teich geworfen oder
auf der Straße liegen [ge]lassen [worden].
Zuletzt durft[e] sich kein Mensch mehr in Wäldern
betreten lassen, denn da war auch niemand mehr sicher,
[ganz] gleich [ob es] im Morast oder in gebirgigen
Steinklüften war, denn da hatten sie Hund[e],
welche auf die Menschen abgerichtet [waren,
so] daß also kein Mensch in Steinklüften bleiben konnte.
Ach, da sind viel[e] Leut[e] in den Wäldern hin und
wieder erschossen und niedergehauen worden;
auch unbegraben liegen [ge]blieben“.] [8]

Über die folgenden 20 Jahre hinweg, mussten die Redwitzer über 50 Durchzüge und Einquartierungen erdulden. Einen Eindruck von einem Durchmarsch gibt jener detailreich beschriebene aber bei weitem nicht schlimmste vom Dezember 1640:

„Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch
200 Polacken mit marschiert, welche – wie ob[en] gehört –
zu Oberredwitz logierten:
Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden.
Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt,
so haben wir doch des Generals Tafel versehen und
herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen.
Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[gegeben]
800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rind[er].
Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel
nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte,
hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld.
[Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden,
denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen,
welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide,
Holz und Brettern in das Feld getragen. Es sind daraus Hütten
gemacht und hernach meistens verbrannt [worden].
Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn
auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten,
Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt.
All(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein [jeder] vorher
um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer
Geschwindigkeit eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und
in Grund verdorben.
[Auf] dem Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben
sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt.
In Summa, diese Leuth / haben einen großen Schaden getan
in dem unausgedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz.
[Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und
das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß.
Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über
1000 Feuer angezündet und gehalten.
Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben]
sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet.
Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals
um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen.
Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen
über die Mauer herabgestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen,
[haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst bekommen konnten
[haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt.
Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb)
zu wehren und solches zu verhindern hatten.
Die Tor(e) hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen”[10] 

Die Bürger legten sich über die Jahre Taktiken zu, wie sie den Kriegern begegneten. Am deutlichsten wird das daran, dass Georg Leopold nie davon spricht, dass sich die Bürger gewehrt hätten, wenn große Gruppen von Plünderern einbrachen. Noch bevor es soweit kam, versuchten die Bürger beim Heranrücken von potentiellen Plünderern oder Unterkunft Suchenden zu handeln. Mitunter bestachen sie Offiziere, dass diese sich nicht im Ort einquartierten und stattdessen weiterzogen. Andere Male quartierten Befehlshaber nur sich selbst oder ihre disziplinierteren Leib-Kompanien innerhalb der Mauer ein, die übrigen Truppen davor. Wenn die Draußengebliebenen doch eindrangen, konnte es schon passieren, dass die hohen Offiziere die Ungehorsamen mit eigenem Säbel wieder disziplinierten.[11] Die Bürger unterstützten die Garnison in Eger mit Geld und mit Sachleistungen, damit der dortige Kommandant ihnen eine paar Soldaten als Schutzwache, als Salva Guardia, stellte. Von den Schweden erkauften sie auch Schutzbriefe oder nahmen Schutzwachen auf, damit Streifscharen den Ort verschonten.[12] Meist sahen dann tatsächlich Kontingente derselben Partei davon ab, sich in dem beschützten Ort einzuquartieren. Manchmal waren die Salva Guardien ihr Geld wert: während ringsum Orte geplündert wurden, wurde Redwitz verschont und gab Flüchtlingen Schutz. Oft aber waren die Beschützer wertlos, weil sie nicht von einer größeren Truppe in der Nähe gedeckt wurden (wie der Garnison von Eger). Zu leicht wurden sie dann von eigenen oder fremden Gruppen überwältigt und verprügelt (die sie aus Solidarität wenigstens nicht umbrachten). Die Bürgermeister versuchten zu schwache Salva Guardien loszuwerden, was aber nicht leicht war, denn sie waren eine gute Einnahmequelle für ihre Offiziere. Wenn der Feind doch vor den Toren stand, ging ihm ein Bürgermeister entgegen und verhandelte. Oft waren die Krieger auf leichte Beute aus und ließen sich mit Lebensmitteln und Geld zum Gehen bewegen.[12]
Im Gegensatz zu 1631 (s. o.) akzeptierten die Schweden später häufiger, dass Redwitz als evangelischer Ort Nachsicht verdiente. Die Schweden brandschatzten die Redwitzer 1641 nur um 600 Reichstaler, ein 80-prozentiger Nachlass, weil sie evangelisch waren.[13] Genauso aber nahmen die kaiserlichen oder bayerischen Truppen auf den kaiserlichen Ort Rücksicht. 1639 verdächtigte der Reiteroffizier Nicolas De Four (eigentlich Simon Des Fours) die Redwitzer, sie hätten den Schweden seine Marschroute verraten, weshalb er angegriffen worden sei. Der Kommandant von Eger bürgte aber für den Ort, der ihm Kontributionen zahlte und sandte Musketiere, um De Fours Abzug zu beschleunigen.[14]
Bürgermeister und Rat nutzten ihre Handlungsspielräume als kaiserlicher und evangelischer Ort: Gleichzeitige Geldzahlungen an Schweden (Erfurt), den Kaiser bzw. Böhmen, Steuern und Beihilfen an die Stadt Eger, Schanzarbeiten in Eger, Versorgungsgüter und Geld für Truppen aller Parteien und Gebühren für Salva Guardien waren zwar ruinös und verschuldeten den Markt auf Generationen.[15] Aber die Zerstörung von Betriebsstätten und Wohnungen konnte eingeschränkt werden und es gab keine Massaker. (Stattdessen waren Epidemien die größten Mörder.)
Die Schaukelpolitik blieb gefährlich, 1641 fingen die Kurbayern Gelder und Briefe an die Schweden ab, die wiederum kerkerten Leopold ein, um mehr Kontributionen zu erpressen und beschlagnahmten Pferde in der Stadt.[17] 1642 spitzte sich die Situation zu. Die streifenden Schweden hatten den Verdacht, die Bürgermeister von Redwitz schickten sie auf falsche Wege oder würden den Kaiserlichen ihre Marschrouten verraten. Sieht man die großen Kenntnisse von Georg Leopold über Truppenbewegungen in seiner Chronik, ist der Gedanke nicht so fern. Die Kaiserlichen ihrerseits misstrauten natürlich auch dem Markt, der Kontributionen an die sahen im Markt gar einen Brückenkopf oder Rückzugspunkt für schwedische Plünderungszüge. Es gab 1642 sogar eine formelle Untersuchung in Eger: die Bürgermeister, der Richter Georg Leopold und der Gerichtsschreiber wurden eingesperrt. Die Untersuchung erbrachte aber keine Beweise für Spionage und Rebellion.[17]
Über Zahlungen an den Landesfeind konnte die kaiserliche Armeeführung hinwegzusehen, solange der Markt ihren Kriegsaufwand unterstützte. 1639 bis 1643 hatte der Markt 10.800 fl. (Gulden) 3 Xr. (Kreuzer) ausgegeben. (Vor 1639 gab es laut Leopold keine Buchführung.) Allein 1644 aber waren die Ausgaben doppelt so hoch: Gute 4.000 fl. gingen nach Eger, kanppe 5.000  fl an die Schweden. Das Teuerste war aber die Einquartierung eines kroatischen Reiterregiments für 18 Wochen, die knappe 10.000 fl. kostete. Als dessen Oberst nach seinem Abzug noch Zahlungen verlangte, sah selbst die Prager Regierung ein, dass das zu viel war. 1646 klagte der Oberst vor dem Armeestab in Tirschenreuth, aber die Generale schlugen die Klage nieder. Sie wollten auch nichts davon hören, die Redwitzer würden Verrat begehen. Redwitz belieferte das Hauptquartier, das war Beweis genug für die Loyalität.[18]
Der Untergang von Redwitz wäre es gewesen, wenn die Bürger die Waffen gegen eine Partei erhoben hätten. Das vermeiden sie aber. Sie stellten in den 1640er Jahren keine Aufgebote mehr auf, mit denen sie Plünderer verfolgt hätten und in Kämpfe mit Schweden oder Kaiserlichen geraten hätten können. Im Vergleich dazu jagten die Landrichter in der Pfalz und in den Sechs Ämtern mit „Ausschüssen“ aus aufgebotenen Bauern feindliche Streifscharen oder Viehräuberbanden. Die Nachbarn fanden es unsolidarisch, dass Redwitz sich nicht beteiligte, sondern nur mal Bier ausgab, wenn ihre Aufgebote vorbeikamen.[19] Leopold schreibt nicht, wie viele Bürgersöhne Soldaten geworden waren. Die Redwitzer verhielten sich passiv und mieden Provokationen.
Das hieß aber nicht, dass sie nichts zu ihrer Verteidigung getan hätten, so weit sie nur keine regulären Truppen konfrontierten.  
Die Bürger waren gerüstet und sammelten sich bei Trommel- und Glockensignalen, soweit es sich nur um die Abwehr von Räubern handelte. 1631 verfügten sie noch über genügend Schusswaffen für ein Gefecht auf freiem Feld, doch durch die Plünderungen müssen sie viele Waffen verloren haben. 1644 verfügten die Bürger wieder über 200 Gewehre. Im selben Jahr sichteten die Wachen 10 Reiter mit gestohlenem Vieh und die Bürger wollten schon ausfallen, als die Bürgermeister Georg Leopold und Hagen zum Verhandeln hinausgingen. Die Reitergruppe bestand aber aus etwa 100 Schweden, die sich bereit erklärten, das in Pfaffenreuth gestohlene Vieh zurückzugeben, weil das durch die Redwitzer Zahlungen an Erfurt geschützt war. Leopold wollte ihnen aber kein Brot und Bier reichen, weil die Egerer und Pfälzer Beamten das als Parteinahme für den Feind angesehen hätten. (Das Vieh wurde nicht zurückgegeben.)[21] Als ebenfalls 1644 Oberst Rajkovič mit 200 Mann einquartiert war und einen Überfall durch Schweden fürchteten, weigerten sich die Bürger, ihren schlecht befestigten Ort zu verteidigen.[21] 1647 wurden die Bewohner, unter ihnen 235 Flüchtlinge, militärisch ausgebildet, doch der Drill gefiel nicht jedem Bürger.[22]
Die Stadtmauer reichte aus, um Räuber abzuhalten.[23] Sie konnte aber keinen Schutz gegen organisierte Sturmtruppen mit Leitern sein, einem Beschuss hätte sie nicht standgehalten. Deshalb investierten die Redwitzer nicht in den sinnlosen Ausbau. Sie brauchten das Geld, um die Offiziere von einquartierten oder durchziehenden Truppen zu bezahlen, dass sie ihre Truppen zu Wohlverhalten anhielten. Am 1. April 1641 hoben aber Soldaten eine Kuh über die Stadtmauer, während die Wache des Befehlshabers und die des Marktes an den Toren kontrollierten. Im selben Jahr begann Georg Leopold die Stadtmauer auf eigenen Kosten zu erhöhen. Erst dann nahm sich die Bürgerschaft dessen an und ließ den Teil „zwischen Farb und Mühl“ ganz neu aufmauern. Über dem Badtor entstand eine Wohnung, damit die Wache ständig aufpassen konnte. Laufend wurden im Vorfeld und auf den Gassen weitere Sperren aufgebaut. Im Endausbau 1646 war die Mauer so hoch, dass kein Reiter mehr an die Mauer heranreiten und von der Kruppe aus hinüberklettern konnte. Nach 1646 wurde die Mauer mit doppelt so hohen Holzpalisaden und Unterständen verstärkt, die Tore verbarrikadiert. Stärker war der Markt nie.[24]
Redwitz war es gelungen, durch Treue und Geldzahlungen von Einquartierungen oft verschont zu werden. Doch allmählich führte das zu Begehrlichkeiten bei den Soldaten, denen oft ein Quartier versagt worden war, die bereits alle anderen Orte ausgeraubt hatten oder für die der Markt ein Ort der Rebellen war. 1647 eskalierte es schließlich. Im Januar und Februar kamen tatsächlich kaiserliche Einheiten, die den Markt ausrauben wollten, doch den Angriff auf die ausgebauten Mauern nicht wagten.[25]
Im Juni 1647 griffen dann aber 1.000 schwedische Reiter den Markt an. Georg Leopold konnte die Reiter mit der Salva Guardia nicht vor den Toren aufhalten und musste hinein fliehen. Die Reiter sprengten über die äußeren Schranken und überstiegen die Mauern mit 30 Leitern. Ein Religionsflüchtling aus Kärnten wurde erschossen. Hundert stürmten von innen das Tor und räumten die Barrikaden beiseite. Frauen und Kinder liefen in Kirche und Rathaus, andere versteckten sich. Die Bürger wurden mit Degen, Karabinern, Pistolen und „Hacken jämmerlich zerschlagen“. Sie wurden in der Kirche ausgezogen und gequält, bis sie ihr Geld herausgaben. Unter der Folter starben viele oder wurden verkrüppelt. Viele Frauen wurden geschändet. Die Häuser wurden geplündert, Fenster, Türen und Kisten zerschlagen, Ochsen, Kühe und Pferde  mitgenommen. Männer, Frauen und Mägde mussten das Beutegut nach Mühlbach schleppen, bis kurz vor das schwedische Lager. Bürgersöhne und -töchter behielten sie; nach Tagen erst konnten sie fliehen.
Die Glaubensgenossen hausten arg, am schlimmsten waren aber die Katholiken. Sie waren aus Einheiten übergelaufen, die früher bereits in Redwitz einquartiert gewesen waren. Die wussten, wo es was zu holen gab. Früher waren sie oft vor dem Tor abgespeist worden und durften nicht in warmen Häusern schlafen. Der Magistrat hatte auch viele bei Streit „abgeschmiert und zum Tor hinausgestoßen“ oder beim Kommandanten von Eger angeklagt, so dass sie Geld und Pferd verloren hatten.
Frau, Kinder und Gesinde von Georg Leopold blieben angeblich verschont und er selbst, der wegen eines Sturzes nicht gehen konnte, hatte sich versteckt.
Sobald die Reiter weg gewesen waren, war Leopold mit dem Richter nach Wunsiedel gegangen, das aber auch geplündert worden war. Statt mit Bewaffneten ins Lager vor Eger zu fahren, ging Leopold nach Redwitz zurück, wo eine Schutztruppe ankam. Die Bürger waren mit ihrer letzten Habe (Bettgewand, Ziege oder Schwein) nach Oberredwitz geflüchtet, wo eine schwedische Salva Guardia lag. Jetzt erst konnten sie den Kommandanten in Eger warnen, doch er glaubte den verräterischen Redwitzern nicht – bis Karl Gustav Wrangel  vor die Stadt kam.
In den nächsten Tagen brachten die Redwitzer Frauen und Kinder nach Wunsiedel, Waldershof, Kemnath und an andere Orte (Bayern hatte mit den Schweden und Franzosen einen Waffenstillstand geschlossen und war nun sicherer.). Die Männer verbarrikadierten zwar den Markt, doch immer wieder kamen Plünderer.[26] Getreide und Bier waren aber nicht geraubt worden, so konnte der Markt wieder handeln. Die Schweden nahmen nach einiger Zeit Eger ein und beschützten wieder Redwitz. Das wurde ein Nachteil, denn die bayerischen und kaiserlichen Völker kamen wieder. Sie  sahen die Bürger als „Verräter, Schelme und Rebellen“. Einquartierte Truppen raubten die Bürger aus und die Befehlshaber taten nichts. Zu größerer Gewalt kam es vielleicht nur deshalb nicht, weil Leopold ein Verfahren vor dem Kaiser oder der Generalität verlangte. Angeblich gab es an höheren Orten schriftliche Beweise, dass die Bürger mit dem Feind korrespondierten und den katholischen Pfarrer vertreiben wollten. Offenbare Zusammenarbeit mit dem Feind in Eger ahndeten die Kaiserlichen aber nur gering. Bürgermeister Christoph Hagen wurde sogar überführt, Tabak zu den Schweden geschmuggelt zu haben. Tatsächlich brauchen die katholischen Truppen Markt Redwitz um ihren Nachschub zu organisieren und als Stützpunkt, weil die Schweden immer noch die Gegend um Eger hielten.[27]
Nach dem Friedensschluss saßen die Schweden immer noch in Eger. Redwitz profitierte davon, weil der Kommandant und auch die Diplomaten bei den Ausführungsverhandlungen sich dafür einsetzten, dass Redwitz wieder evangelisch werden konnte. Tatsächlich quartierten die Schweden sogar eine Gruppe Soldaten im Pfarrhof ein, die den katholischen Pfarrer so bedrängten, dass er den Markt verließ. Georg Leopold beteuert zwar, dass er dem Pfarrer geholfen hätte, doch nach dessen Abzug ließ er ihn auch nicht mehr zurück und übernahm die Kirche und den Pfarrhof. Es dauerte lange, bis sich der Magistrat von dieser Zusammenarbeit mit dem Feind reinwaschen konnte. Der Überfall durch die Schweden, die Duldung kaiserlicher Einquartierungen, die vielfach höheren Leistungen an Eger und die böhmische Krone und der Verzicht auf Gewalt bewiesen dem Hof in Wien die große Treue zum Kaiser, trotz der Umstände (erpresste Zuwendungen an die Schweden).   Die Treue zur gottgegebenen Obrigkeit war der dritte Grund, wie der Magistrat die Gemeinde durch den Krieg bringen konnte, und Leopold überspielt auch jeden Hinweis, dass seine Mitbürger vielleicht doch die Schweden bei der Plünderung anderer Städte unterstützten oder deren Kriegsanstrengung durch Schmuggel und Kämpfer unterstützten. Was Georg Leopold nicht explizit erwähnt, der vierte Grund, war sicherlich, dass der Markt keine strategische Bedeutung hatte. Es gab kein Depot, in dem die Ernteüberschüsse eines größeren Bezirks eingelagert wurden (wie die zerstörten Orte Waldsassen, Mitterteich und Tirschenreuth), sondern hatte nur kleine Agrarflächen. Die Bürger waren aber bereit, Geld über weite Entfernungen anzuweisen. Im Vergleich dazu wurden Bauernhöfe niedergebrannt, weil sie nicht aus der Ferne ausgebeutet werden konnten und dem Feind, der das Territorium besetzte, Produktionsflächen entzogen werden mussten. Redwitz hatte auch keine Bedeutung als Befestigung, Oberst Rajcovic hätte sich hier nicht mal gegen einen nur dreifach überlegenen Feind verschanzen wollen. Die Befestigungen Thierstein, Waldeck und Schlösser im Egerland hingegen wurden im Kampf zerstört. Der Markt wurde meist von Reitern besetzt, weil seine größte Bedeutung in den Ställen und in den Unterkünften lag. Die hohen Offiziere in ihren Quartieren konnten Übergriffe von kleineren Reitereinheiten besser verhindern, als bei zahlenmäßig größeren Einheiten von Fußsoldaten. Bezeichnenderweise geschahen die großen Plünderungen des Marktes durch disziplinlose Einheiten. Die hohen Stäbe hingegen verhinderten solche regelmäßig, denn sie brauchten die Haussubstanz unzerstört für ihre Strategie. Selbst die schlimmsten Mordbrenner brauchten einen Hafen zum Schlafen und um ihre Beute zu verkaufen. Die Heerstraßen verliefen andernorts. Die schweren Kanonen und Trosswägen mussten aber über Fernstraßen bewegt werden und brauchten Orte für den Zugtierwechsel. 
Der Westfälische Frieden war aber nicht das Ende des Kriegszustandes. Die Kontributionen an Eger dauerten noch lange an und erhöhten die Schuldenlast deutlich. In den folgenden Kriegen, die nicht in der unmittelbaren Nähe stattfanden, änderte sich die Politik des Rates wenig. Redwitz unterstützte die Kriege des Kaisers gegen die expandierenden Osmanen und Franzosen. Der Markt erleichterte Werbern deutlich ihre Arbeit. (Sicher war man auch froh, so arbeitslose Soldaten wegzubringen.) Nun war er auch wieder bereit, anderen Fürsten militärisch zu helfen. 1663 hätte sie dem Wunsiedler Hauptmann beim Verhauen der Wälder geholfen. Bürger und Bauern bewaffneten sich gegen osmanische Vorstöße.[28] Einquartierungen durchziehender Truppen gab es weiterhin. Doch Marktredwitz konnte sie häufiger vermeiden. Im Generalstab in Wien saß ein Redwitzer, der sie verhinderte, Georg Leopolds Neffe Wolfgang. (Siehe in dem eigenen Kapitel zu Wolf Leopold von Löwenberg)

Fußnoten

[1] In der Zeitperiode kam es im Fichtelgebirge, in der näheren Pfalz und vor Eger zu strategisch bedingten Schlachten, wie auch kleineren Gefechten, die sich taktisch aus dem zufälligen Zusammenstoßen von Truppen ergab. Die Zerstörung von Orten geschah, weil die Parteien dem Gegner Versorgungsgüter (Bauernhöfe, Getreidespeicher in Städten) entziehen wollten, oder befestigte Plätze. Vergl. dazu die Ereignisse nach: Arzberger: Herr gib Frieden
[2] Leopold: Chronik Bd. I, S. 279 - 282
[3] Arzberger: Herr gib Frieden, S. 51
[4] Überfall auf Bayern 1631 , nach UniBib Bayreuth, Kanzleibib. Man. 19 S. 16 f., Vorlage für Transkription in: Leopold: Chronik Bd. I, S. 14 f.
[5] Leopold: Chronik Bd. I, S. 12 – 20, 22 f., zitiert S. 20; Arzberger: Herr Gib Frieden, S. 61, 71 f.
[6] Leopold: Chronik Bd. I, S. 17, 22 f.; Arzberger: Herr Gib Frieden, S. 61, 71 f.
[7] Plünderer 1634 , nach UniBib Bayreuth, Kanzleibib. Man. 19 S. 52 f., Vorlage für Transkription in: Leopold: Chronik Bd. I, S. 37
[8] Lage auf dem Lande bis 1637 , nach UniBib Bayreuth, Kanzleibib. Man. 19 S. 29 – 30, Vorlage für Transkription in: Leopold: Chronik Bd. I, S. 23 f.; www.30jaehrigerkrieg.de/corpes-corpus-corpitz-corps-corber-coepus-korpus-korbitz-markus-von-2/
[10] Einquartierung 1640 als Beispiel , nach UniBib Bayreuth, Kanzleibib. Man. 19 S. 192 f., Vorlage für Transkription in: Leopold: Chronik Bd. I, S. 129
[11] Leopold: Chronik Bd. I, S. 132 – 137
[12] Leopold: Chronik Bd. I, S. 164 – 166, 175 f., 183 – 185, 189, 193, 217 – 219, 251 – 253, 256 f., 261- 263,
[13] Leopold: Chronik Bd. I, S. 75; Arzberger: Herr Gib Frieden, S. 158
[14] Leopold: Chronik Bd. I, S. 132 f.: Arzberger: Herr, S. 208 – 210
[15] Leopold: Chronik Bd. I, S. 101 – 105; Arzberger: Herr Gib Frieden, S. 182 - 184
[16] 1642 zahlte Redwitz monatlich 120 fl. und lieferte Sachwerte für 155 fl. nach Eger, lieferte monatlich Verpflegung von Soldaten für 280 fl. und von Pferden für 46 fl 40 . Die schriftliche Salva Guardia kostete 3 fl. Die Küche des kaiserlichen Generalquartiermeisters bekam Waren für 12 fl. Die Schweden in Erfurt erhielten 16 fl. monatlich und Werbungsgelder. Im Dezember belief sich die Belastung auf  812 fl 40 Kreuzer. Umgekehrt erhöhte der Rat die Einnahmen indem es von jedem Kar  eingeflohenem Getreide einen Napf nahm. Flüchtlinge und Bauern, die ihre Ernte schützen wollten, schätzten also die Sicherheit von Redwitz. Bd. I S. 179 f. 1644 musste der Markt in Form von Getreide und Geld, laut Quittung 4.677 fl. 45 Xr., an Eger liefern, die der Königliche Landtag in Prag als Abgaben beschlossen hatte. Umgekehrt gab Eger ein Zuschuss von 690 fl. zu den Quartierungskosten. Die Schweden bekamen für Brandschatzung und Kontributionen 4.996 fl. 54 Xr. (wöchentlich musste Redwitz 100 fl. zahlen. Die Einquartierung des Rajkowitzschen Regimentsstab und der Leibkompanie vom 13.1. bis 26.5.1644 kostete in bar und in Form von Nahrungsmitteln 9.579 fl. 14 Xr. In Summe waren das von 1939 bis 1644 30.053 fl. 56 Kreuzer (ohne eigene Reisekosten, Botenlöhne und große Zehrungen). Vergl.: Leopold: Chronik Bd. I, S. 224
[17] Leopold: Chronik Bd. I, S. 137 f.
[18] Leopold: Chronik Bd. I, S. 165 – 173, 178 f.; Arzberger: Herr, S. 238 – 240
[19] Vergl. Leopold: Chronik Bd. I, S. 224. Redwitz hatte lange nicht mehr an Erfurt kontribuiert, aber die Generale wollten 1646 keine Beweise. Vergl:. Leopold: Chronik Bd. I, S. 201 – 218, 256 f.
[20] 1644 kamen die Waldsassener, Tirschenreuther und Mitterteicher „mit offenen Feldspielen“ herüber, vereinigten sich auch mal mit den Kemnathern und Waldeckern bei Waldershof und stießen gegen Hof vor. Dann zurück. Vergl.: Leopold: Chronik Bd. II, S. 222. 1645 beschwerte sich das Waldsassener Aufgebot, dass der Markt schwedische Viehräuber mit ihrem Vieh hatte vorbeireiten lassen. Dann trank man aber doch auf „gute Nachbarschaft“. Bd. I S. 238 f. Zu Verfolgungen von Plündereren durch Aufgebote vergl. Leopold: Chronik Bd. I, S. 220 - 223; 277, 283, 315;  Arzberger: Herr, S. 231 f.
[21] Leopold: Chronik Bd. I, S. 220 f.
[22] Leopold: Chronik Bd. I, S. 204; Arzberger: Herr, S. 259
[23] Leopold: Chronik Bd. I, S. 285 – 288
[24] Leopold: Chronik Bd. I, S. 131
[25] Leopold: Chronik Bd. I, S. 131, 153¸ 180, 285; Bd. II, S.78
[26] Leopold: Chronik Bd. I, S. 277 – 281, 286 – 288.
[27] Leopold: Chronik Bd. I, S. 298 – 302. Der Vater von Hans Bauer, der Kärntner Georg Bauer wurde erschossen. Vergl:: Lang, Georg: Christliche Leichpredigt, Bey Christlicher und Ehrlichen Leichen-Bestattung Des ... Rupert Bauers, standhafftigen Bekennern des heiligen Evangelii Welcher den 11. Junii Anno 1647. in Redwitz von einem mörderischen Soldaten unschuldigerweise erschossen, und auch alldar beygesetzet und begraben worden, Leipzig 1647, digitalisiert von UB Eichstätt H00/4 THL-(XVIIII 201)-189, VD17 29:720795P, urn:nbn:de:bvb:29-bv040260946-2
[28] Leopold: Chronik Bd. I, S. 289 f., 302 – 327. [20] Leopold: Chronik Bd. II, S. 223 – 225

8 Einträge gesamt.
<< Erste < Zurück 1 2 3 4 Nächste > Letzte >>

Seite 4 von 4

Überblick

Im Dreißigjährigen Krieg (1618/1618) erlitt der Markt viele Einquartierungen und Plünderungen, doch er wurde nicht niedergebrannt.